Wechselservice für Stromverträge: Nicht immer im günstigsten Tarif
Wer weniger für Energie zahlen möchte, vergleicht und wechselt jedes Jahr seinen Stromanbieter und Gasanbieter. Große Vergleichsportale helfen Haushalten bei diesem Prozess. Es gibt aber seit einiger Zeit sogenannte Wechselservices, die einem diesen Aufwand abnehmen.
Kein Stress, kein Papierkram, keine Mehrkosten – mit diesem Versprechen wird gepunktet. Doch wie viel Geld können Haushalte mit so einem Angebot wirklich sparen? Macht es nicht doch Sinn, selbst Strompreise zu vergleichen und zu wechseln? Kurzum: Lohnt sich ein Wechselservice?
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Darum lohnt es sich, den Stromanbieter zu wechseln
Umfragen zeigen: Mehr als 40 Prozent aller Privathaushalte haben in den letzten zehn Jahren noch nie ihren Stromanbieter gewechselt. Aus finanzieller Sicht ist das ganz und gar nicht sinnvoll. Verbraucherexperten raten dazu, den Stromvertrag jedes Jahr zu wechseln, denn in der Regel gibt es auf dem Markt zahlreiche günstigere Alternativen.
Das liegt vor allem daran, dass Stromanbieter mit allen Mitteln um neue Kunden kämpfen und diesen deshalb bessere Konditionen anbieten als ihren Bestandskunden. Wer also einen neuen Vertrag abschließt, zahlt normalerweise einen geringeren Strompreis und hat außerdem noch die Aussicht auf lukrative Bonuszahlungen. Diese Vorteile währen aber nicht ewig. Nach einer Weile laufen die Vergünstigungen für Neukunden aus. Das ist üblicherweise nach einem Jahr der Fall, dann erwarten Verbraucher drastische Preissteigerungen.
Was hilft dagegen? Nur ein erneuter Wechsel – und das Jahr für Jahr. Wer bereit ist, regelmäßig Strompreise zu vergleichen, spart effektiv. Weil dennoch so viele Haushalte hierzulande gar nicht wechseln, gibt es seit mehreren Jahren sogenannte Wechselservices.
Was ist ein Wechselservice?
Sie sind unter vielen Namen bekannt: Wechselservice, Wechseldienst, Wechselbot oder Tarifoptimierer. Dahinter verbirgt sich aber stets dasselbe Prinzip: Wechselservices suchen für ihre Kunden nach dem besten Stromtarif auf dem Markt und erledigen anschließend den gesamten Wechselprozess.
So landen Verbraucher stets im optimalen Energietarif, ohne selbst irgendetwas tun zu müssen – mit einem Wechselservice spart man dann nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Der Wechseldienst fungiert dabei als Vermittler zwischen Kunde und Energieanbieter.
Der genaue Leistungsumfang kann je nach Wechselservice variieren. Manche melden sich nur zum Ende der Kündigungsfrist des alten Vertrags und schlagen unverbindlich bessere Tarifalternativen vor. Üblicherweise haben Wechselservices aber die Vollmacht, um automatisch den Wechsel in einen günstigeren Stromvertrag durchzuführen. Kunden werden dann lediglich über den neuen Tarif informiert, haben aber die Möglichkeit, den Wechsel zu widerrufen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Wechseldienst und einem Vergleichsportal?
Ein Wechselservice ist kein Vergleichsportal, auch wenn es auf den ersten Blick einige Gemeinsamkeiten gibt. In Deutschland gibt es aktuell zwei große Vergleichsportale: Check24 und Verivox. Beide schlagen die Strom-Angebote am jeweiligen Wohnort vor, meist gelistet nach Preis aufwärts. Nutzer haben in einem Tarifrechner für Strom außerdem zahlreiche Filteroptionen, mit denen sie ihre persönlichen Präferenzen angeben können, beispielsweise Vertragslänge oder Ökostrom. Sowohl bei Check24 als auch bei Verivox gibt es weiterhin die Option, den Vertragswechsel direkt und unkompliziert auf der Webseite durchzuführen.
Auch bei einem Wechseldienst starten Kunden mit einem Stromrechner, nutzen diesen aber nur einmalig. Dort geben sie, wie beim Vergleichsportal, Postleitzahl, Jahresverbrauch und Optionen, wie Ökostrom oder Bonuszahlung, an. Nun schlägt der Wechselservice im Gegensatz zum Vergleichsportal nicht alle vor Ort verfügbaren Tarife vor, sondern hat den Strompreisvergleich im Hintergrund bereits übernommen. Kunden erhalten – meist nach einer Registrierung im E-Mail-Postfach – eine kleine Auswahl an Tarifen, von denen sie einen wählen können. Danach startet der Dienst auf Ihren Wunsch hin den Wechselprozess.
Der wesentliche Unterschied zum Vergleichsportal liegt darin, dass sich Kunden nicht mehr aktiv um den Stromvergleich und -Wechsel kümmern müssen.
Die 3 wichtigsten Unterschiede zwischen Vergleichsportal und Wechselservice
Langfristige und regelmäßige Vertragsoptimierung: Ein Wechselservice sorgt nicht nur einmalig dafür, dass der Verbraucher im besten Vertrag landet. Der Kern des Leistungsangebots eines Wechseldienstes ist vielmehr die langfristige Tarifoptimierung – ein Wechselservice wechselt den Verbraucher also nicht nur ein einziges Mal.
Sobald im alten Tarif die Mindestlaufzeit abgelaufen ist und die Vergünstigungen für Neukunden nicht mehr gelten, nimmt ein Wechselservice unaufgefordert seine Arbeit auf. Es handelt sich somit um eine kontinuierliche Vertragsoptimierung, die üblicherweise im Ein-Jahres-Takt stattfindet. Dabei identifiziert der Wechseldienst den optimalen Strom- oder Gastarif und übernimmt dann die gesamte Kommunikation mit dem Anbieter, bis der Verbraucher im neuen Vertrag ist.
Verbraucher werden dabei stets über den Tarifwechsel informiert und haben ein Veto-Recht. Es besteht also nicht die Gefahr, dass Kunden gegen ihren Willen in einem unerwünschten Vertrag landen.
Ausschluss unseriöser Anbieter: Nicht hinter jedem vermeintlichen Schnäppchen verbirgt sich auch ein lohnendes Angebot. Manche Energieversorger locken mit günstigen Tarifen, im Kleingedruckten ist dann aber schon nach kurzer Zeit eine massive Preiserhöhung vorgesehen. Andere Anbieter werben mit Dumping-Preisen, aber können keine langfristige Versorgungssicherheit garantieren.
Es ist nicht sofort erkennbar, ob ein Anbieter seriös ist oder nicht. Vergleichsportale geben zwar in der Regel an, wenn ein Versorger schlechte Kundenbewertungen hat und heben zudem geprüfte Tarife hervor. Wechselservices filtern unzuverlässige Anbieter in der Regel hingegen konsequent aus: So haben Verbraucher die Garantie, dass vorgeschlagene Tarife auch wirklich sicher sind.
Persönlicher Kundenservice: Ein Vergleichsportal gibt seinem User lediglich die nötigen Informationen an die Hand, ohne dass es zu einer weiteren Betreuung kommt. Mit einem Wechselservice wird hingegen eine langfristige Kundenbeziehung aufgebaut. Deswegen besitzen die meisten Wechseldienste einen eigenen Kundenservice, der bei sämtlichen Fragen und Anliegen weiterhilft. Wenn Verbraucher also beispielsweise eine Klausel in ihrem Vertrag nicht verstehen oder eine persönliche Beratung zu einer Preiserhöhung wünschen, können sie sich an den Kundendienst ihres Wechselbots richten.
Wie finanziert sich ein Wechselservice?
Ein Wechselservice kann sich auf verschiedene Arten finanzieren. Einige wenige Strom- und Gasanbieter erheben einen regelmäßigen Kostensatz für ihre Arbeit, und zwar unabhängig davon, ob tatsächlich ein Wechsel in einen besseren Vertrag zustande kommt – solche direkten Gebühren sind nicht empfehlenswert, denn dann zahlen Verbraucher schlimmstenfalls für einen Service, der ihnen keine Vorteile bringt.
Zwei Finanzierungsmodelle von Wechselservices
Anteil an der Ersparnis: Hier berechnen Wechseldienste, wie viel Geld der Kunde mit seinem neuen Energievertrag einsparen konnte. Von dieser Ersparnis wird dann ein Anteil als Servicegebühr erhoben, in der Regel sind das zwischen 20 und 30 Prozent.
Einfaches Rechenbeispiel: Im alten Stromvertrag wären im nächsten Jahr 2.000 Euro fällig geworden. Durch den Wechsel in einen neuen Stromtarif reduzieren sich die Stromkosten auf 1.500 Euro, es wurde also eine Ersparnis von 500 Euro erzielt. Bei einer Servicegebühr von 20 Prozent würde der Kunde somit 100 Euro an den Wechselservice entrichten, insgesamt spart der Kunde durch den Wechsel dennoch 400 Euro.
Dieses Zahlungsmodell ist aktuell am weitesten verbreitet. Verbraucher sollten hier aber darauf achten, wie genau die Ersparnis berechnet wird: Manche Services nehmen die Vorjahreskosten, andere hingegen die voraussichtlichen Kosten des nächsten Jahres als Ausgangsbasis für ihre Berechnungen. Zudem werden Bonuszahlungen unterschiedlich gehandhabt.
Verbraucher haben hier den Vorteil, dass der Wechseldienst für sie kostenfrei bleibt, sofern es keinen besseren Tarif gibt. Zudem hat der Wechselservice bei diesem Gebührenmodell tendenziell selbst ein Interesse daran, den günstigsten Tarif zu identifizieren. Schließlich verdient er mit einer höheren Ersparnis mehr Geld. So können sich Kunden sicher sein, dass ihr Wechselservice unabhängig von Stromanbietern arbeitet und Verbraucher tatsächlich in den bestmöglichen Vertrag wechselt. Von einer maximalen Ersparnis profitieren dann beide Seiten.
Provision vom Anbieter: Hier finanziert sich der Wechseldienst über eine Provision vonseiten des Versorgers. So machen das in der Regel auch Vergleichsportale. Sobald ein Wechsel zustande kommt, wird der Wechselservice vom neuen Anbieter finanziell vergütet, für den Kunden entstehen keine zusätzlichen Gebühren. Somit ist dieses Zahlungsmodell günstiger als die Beteiligung des Wechselbots an der Ersparnis.
Nachteilig ist hingegen die fehlende Unabhängigkeit des Wechseldienstes, denn dieser hat dann natürlich ein ausgeprägtes Interesse daran, dass der Verbraucher am Ende bei einem Anbieter landet, bei dem eine hohe Provision winkt. Das muss nicht zwangsläufig problematisch sein, manche Wechselservices listen auch Angebote auf, bei denen sie keine Provision erhalten. Und da der Wechseldienst nach einer langfristigen Kundenbeziehung strebt, besteht dennoch die Motivation, dem Verbraucher einen guten Tarif vorzuschlagen.
Wie der Suchalgorithmus aber letztlich die besten Stromverträge identifiziert, ist für den Kunden nicht ersichtlich – es besteht also keine Garantie, dass der vorgeschlagene Tarif auch wirklich der günstigste ist. Verbraucher sollten daher beide Gebührenmodelle gegeneinander abwägen und dann entscheiden, welche Alternative ihnen persönlich eher zusagt.

Welcher Wechseldienst ist der beste?
Es gibt mittlerweile einige namhafte Wechselservices auf dem Markt. Welcher davon wirklich die beste Lösung darstellt, lässt sich aber nicht pauschal beantworten. Vielmehr sollten Verbraucher verschiedene Wechseldienste vergleichen und den Anbieter auswählen, der am besten zu den eigenen Präferenzen passt. Hier sind die größten Wechselservices:
- Wechselpilot ist der Spitzenreiter unter den Wechseldiensten – so sagt es zumindest die Stiftung Warentest. Diese hat 2021 sieben Wechselservices unter die Lupe genommen. Zum Testsieger wurde das Hamburger Unternehmen „Wechselpilot“ gekürt, welches sich vor allem für nachhaltige Stromtarife einsetzt. Für die regelmäßige Tarifoptimierung werden 20 Prozent der Ersparnis fällig, wobei diese Servicegebühr auf 200 Euro gedeckelt ist.
- Auch Remind.me wurde anfangs noch von der Stiftung Warentest weiterempfohlen, dieses Urteil wurde inzwischen aber widerrufen. Bemängelt wurde unter anderem, dass Verbraucher von einer weiteren Betreuung ausgeschlossen werden, sobald sie bei einem Vertragswechsel ihr Widerrufsrecht nutzen. Dennoch hat Remind.me nach wie vor viele Kunden – für diese ist das Angebot kostenlos, da sich das Unternehmen durch Anbieterprovisionen finanziert.
- Dasselbe Prinzip verfolgt SwitchUp, auch hier ist der Wechselservice für Kunden komplett kostenfrei, weil das Unternehmen seine Einnahmen aus Anbieterprovisionen bezieht. SwitchUp schlägt aber auch Tarife vor, bei denen sie keine Provision kassieren. Zudem können Kunden frei entscheiden, ob sie einen automatischen Wechsel oder lediglich eine Erinnerung vor Ablauf der Kündigungsfrist wünschen.
- Abgesehen von Remind.me und SwitchUp erheben die meisten Wechseldienste aber einen fixen Anteil der Ersparnis – so auch eSave, hier sind es 30 Prozent. Das Familienunternehmen wurde in Baden-Württemberg gegründet und kümmert sich seit 2017 bundesweit um die Optimierung von Energieverträgen.
- Cheapenergy24 verfolgt hingegen ein gestaffeltes Gebührenmodell: Auch hier werden bei einem Wechsel in einen günstigeren Vertrag zuerst 30 Prozent der Ersparnis fällig, das gilt allerdings nur beim ersten Wechsel. Die zweite Optimierung kostet nur noch 25 Prozent, jede weitere Optimierung 20 Prozent der Ersparnis. Das Augsburger Unternehmen hat sich mittlerweile einen Kundenstamm aus zehntausenden Verbrauchern aufgebaut, nicht zuletzt dank seiner Präferenz für Ökotarife.
Fazit: Lohnt sich ein Wechselservice?
Ist ein Wechselservice sinnvoll? Diese Frage wird von vielen, aber bei weitem nicht von allen Seiten bejaht. Ein häufiger Kritikpunkt: Verbraucher könnten auch schlichtweg ohne die Mithilfe eines Wechseldienstes einen Stromwechsel vornehmen. So profitieren sie von derselben Ersparnis, wenn sie nicht sogar noch mehr dadurch sparen. Schließlich müssen sie keinen Anteil davon als Servicegebühr abgeben und haben selbst geprüft, ob ihr Tarif tatsächlich der günstigste ist.
Kein Wechseldienst garantiert seinen Kunden, sie in den günstigsten Stromtarif zu wechseln. Selbst beim besten Suchalgorithmus können einzelne Tarife unter dem Radar fliegen. Wenn sich ein Wechselservice aber anteilig von der Ersparnis finanziert, können sich Kunden zumindest sicher sein, dass er wirklich versucht, ihnen den günstigsten Vertrag vorzuschlagen. Denn: Je höher die Ersparnis für den Kunden, desto höher auch die Servicegebühr für das Unternehmen.
Es ist somit zwar zutreffend, dass motivierte und kundige Verbraucher ihren Anbieterwechsel einfach selbst durchführen können und sich so die Kosten für einen Wechseldienst sparen. Die Realität zeigt aber: Mit Wechseldienst kann sich die Ersparnis bei einem Tarifwechsel verringern. Ohne Wechseldienst kommt es aber oft zu überhaupt keiner Ersparnis.
Und eines darf nicht vergessen werden: Kunden eines Wechselservices sparen nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Die Stiftung Warentest urteilt daher: „Wenn Sie Energiekosten sparen wollen, aber keine Lust haben, sich selbst um einen Wechsel Ihres Strom- oder Gasanbieters zu kümmern, ist ein Wechselservice eine erste Wahl.“
Weitere Fragen zum Thema Wechselservice
Warum lohnen sich ein Wechselservice und regelmäßiges Wechseln?
Nur wer regelmäßig den Stromvertrag wechselt und Preise vergleicht, ist auch immer im besten Stromtarif. Allein deswegen lohnt es sich, regelmäßig zu wechseln. Es gibt fast immer günstigere Alternativen. Ein Wechselservice übernimmt Ihnen die Arbeit und Mühe und sucht jedes Jahr die besten Tarife, aus denen Sie sich dann für einen entscheiden können. Somit müssen sich Kunden nicht mehr die Mühe machen, selbst unzählige Energietarife zu vergleichen, um den besten zu finden.
Habe ich bei einem Vertragswechsel immer ununterbrochen Strom?
Ja. Auch wenn Sie während eines Anbieterwechsels zwischenzeitlich keinen Belieferungsvertrag haben sollten, werden Sie trotzdem mit Strom beliefert. Das übernimmt der regionale Grundversorger durch die sogenannte Ersatzversorgung. Die greift automatisch immer dann, wenn Haushalte nach einer Vertragskündigung noch keinen neuen Stromvertrag abgeschlossen haben. Sie sollten trotzdem daran denken, die Ersatzversorgung wieder zu kündigen, bevor Ihr neuer Stromvertrag beginnt, ansonsten zahlen Sie nämlich für zwei Stromtarife, obwohl Sie nur einen nutzen können.
Kann ich den Wechselservice wieder kündigen?
Sie können den Wechselservice jederzeit kündigen oder pausieren, wenn Sie den Anbieter nicht mehr wechseln möchten.